Chemieunfall bei Kraft - leichte Entspannung der Lage
16.10.2012, 18:19 Uhr (aus t-online Nachrichten)
Nach einem Chemieunfall in einem Werk des Lebensmittelkonzerns Kraft Foods in Bad Fallingbostel zeichnet sich eine Entspannung der Situation ab. In dem Reinigungstank, in dem am Montag versehentlich 14.000 Liter von der Säure und 10.000 Liter Lauge zusammengemischt wurden, war am Morgen ein starker Temperaturanstieg festgestellt worden.
Die Feuerwehr konnte am Mittag damit beginnen, die versehentlich in einem Reinigungsbehälter mit Salpetersäure vermischte Natronlauge abzupumpen. Etwa 3000 Liter davon würden nun pro Stunde mit Wasser verdünnt in die firmeninterne Kanalisation gepumpt und dort neutralisiert, sagte Feuerwehrsprecher Jens Führer. "Ich bin vorsichtig optimistisch", sagte er.
100 Grad gemessen
Messungen ergaben schließlich eine Temperatur von etwa 100 Grad Celsius, was auf eine Reaktion der beiden im Tank befindlichen Stoffe hindeutete. Die Einsatzkräfte befürchteten, dass der doppelwandige Kunststoffbehälter dadurch schmelzen und das Säure-Lauge-Gemisch austreten könnte. Dadurch wäre es vermutlich zu einer erneuten Giftwolke gekommen.
Mit Wasserwerfern habe man sich aber darauf vorbereitet, sagte Führer. Sollte es zu einer Giftwolke kommen, könne diese damit gelenkt und verdünnt werden
Katastrophenalarm aufgehoben
Der Katastrophenalarm wurde am Dienstagnachmittag aufgehoben. Schulen und Kindertagesstätten waren zuvor aber geschlossen geblieben. Die Vollsperrung der Autobahn 7 zwischen dem Dreieck Walsrode und Soltau-Süd wurde am Dienstagmittag nach mehreren Stunden wieder aufgehoben.
Die Feuerwehr hatte wegen der drohenden Gefahr zahlreiche Einsatzkräfte von dem Gelände zurückgezogen. Nur noch etwa 20 Spezialisten waren unter anderem mit der Kühlung des Reinigungstanks und dem Abpumpen der Lauge beschäftigt.
Hamburger helfen mit Spezialgerät
Auch Einsatzkräfte der Hamburger Feuerwehr halfen in Bad Fallingbostel mit einem Spezialgerät, einem SIGIS . Damit können die Einsatzkräfte eine Gefahrstoffwolke aus einer Entfernung von bis zu fünf Kilometern orten und identifizieren. Dabei werden die im Infrarotspektrum erfassten Schadstoffe erkannt und in ein Videobild der Umgebung eingespielt.
Somit erhalten die Einsatzkräfte innerhalb weniger Sekunden ein Bild, das die Schadstoffwolke und deren Ausbreitung zeigt.
Giftwolke gesundheitsgefährdend
Am Montagabend hatte sich durch das Gemisch aus Säure und Lauge in dem Reinigungstank im Nebengebäude des Geländes bereits eine Giftwolke gebildet. Nach Angaben der Feuerwehr ist diese beim Einatmen und bei Hautkontakt gesundheitsgefährdend. In einem Radius von 500 Metern um das Werk wurden Bewohner am Montagabend evakuiert. Verletzt wurde niemand.
In dem Werk von Kraft Foods in Bad Fallingbostel mit rund 600 Mitarbeitern werden unter anderem Frischkäse, Mayonnaise und Ketchup hergestellt. Am Montag waren etwa 250 Mitarbeiter in dem Werk. Die Natronlauge und Salpetersäure werden nach Angaben der Unternehmenssprecherin zum Reinigen der Produktionslinien verwendet.
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